Vor einer geraumen Zeit begegnete mir dieser Schlüsselsatz „Unterschied zwischen „Zeit haben“ und „keine Zeit haben“ heißt Interesse“ und hat mich nicht mehr losgelassen. Ich steckte zu dieser Zeit wiedereinmal in der ewigen Schleife aus viel zu vielen Terminen, offenen Wanna Dos, zu vielen To Dos, zu wenig Zeit, schlechtem Gewissen und Vorwürfen, nicht alles auf die Reihe zu bekommen, die ich mir meist selbst gemacht habe. Sobald mir gesagt wurde, dass wir ja unbedingt mal wieder etwas ausmachen müssen, hatte ich ein ganz schlechtes Gewissen und fühlte mich schuldig. Wie soll ich das nur wieder unter einen Hut bringen mit so vielen anderen Dingen? Gleichzeitig musste ich aufpassen, mich selbst nicht zu verlieren und es nicht nur allen anderen Recht zu machen. Dieser Schlüsselsatz kam also genau zu einem passenden Zeitpunkt und ich begann immer wieder über seine Bedeutung nachzudenken. Der Kollege, der mit mit Mittag essen gehen möchte, obwohl ich viel lieber mit Freunden essen will. Die Freundin, die mich unbedingt treffen möchte, aber die Planung dann mir überlässt. Die Freunde, die selbst nie Zeit haben aber immer wieder bei uns anfragen und sich kein Termin innerhalb der nächsten drei Monate finden lässt und selbst der Termin wird dann mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder abgesagt. Wir kennen das bestimmt alle! Wenn man dann seine Zeitpläne abgeglichen und eine Lücke gefunden hat heißt dies noch lange nicht, dass man die gemeinsame Zeit dann auch genießt. Eigentlich möchte man etwas ganz anderes machen und den Nachmittag nicht mit jemandem verbringen, mit dem man sich aus schlechtem Gewissen oder reinem Pflichtgefühl heraus verabredet hat. Eigentlich möchte ich meine Pause auf der Arbeit nicht mit jemandem verbringen, mit dem ich nicht über privates reden möchte und sich daher alles nur um die Firma dreht. Eigentlich möchte ich auch nicht mit dir einen Kaffee trinken gehen und dafür meine Arbeit am Nachmittag nachholen müssen. Eigentlich möchte ich heute nach der Arbeit Zeit mit meinem Mann verbringen, Serie schauen und Pizza essen. Eigentlich habe ich diese Woche keine Lust auf noch mehr Aufgaben!
Eigentlich will ich meine Zeit nicht hergeben!
Früher war alles leichter! Da traf man seine Freunde in der Schule oder nachdem man die Hausaufgaben fertig hatte. Vom Tag war dann noch genug übrig um sich zum spielen zu treffen. Wir hatten den Kopf frei, wenige Verpflichtungen und hatten weniger Menschen in unserem Umfeld. Heute kann es zu Weilen eine echte Organisationsaufgabe werden das Sozialleben mit den eigenen Hobbies, Vorlieben und dem Job unter einen Hut zu bringen. Sobald Kinder mit im Spiel sind, kommen noch Elternabende, Veranstaltungen und Sportevents dazu. Jedem von uns stehen aber nur 24 Stunden an einem Tag zu Verfügung. Wir sollten also genau überlegen, wie wir diese Zeit einteilen. Ich für meinen Teil muss nur mich organisieren. Eigentlich verblüffend, dass ich für mich selbst manchmal die größte Prüfung bin! Da sind die Dinge, für die ich brenne und die ich unbedingt machen möchte. Dazu gehören zum Beispiel Tennis und Nichts tun. „Du und dein Tennis Training!“ Diesen Satz habe ich schon des öfteren gehört, wenn ich an Veranstaltungen nicht teilgenommen habe, die sich mit meinem Training überschneiden. Ja, ich und mein Tennis! Viel zu oft stecke ich zurück und verschiebe meine Dinge, um für andere Platz zu machen. Beim Tennis bleibe ich aber hart! Da ist es egal ob Job oder Privat. Diese 90 Minuten pro Woche gehören mir und sind mir heilig! Die gebe ich nicht her! Was machst du den am Montag? Meine ehrliche Antwort müsste lauten: Nichts. Ich habe aber gelernt, dass es gar nicht so nachvollziehbar ist, dass man an einem Tag, an dem man nichts macht dann keine Zeit hat. Für mich ist „Nichts tun“ echter Balsam! Nach der Arbeit und dem Abendessen einfach mit gemütlichen Klamotten auf dem Sofa liegen, Serien oder Filme schauen und den Abend ganz gemütlich mit dem süßen Nichtstun zu verbringen.
Nein ich habe keine Zeit für dich.
Meine Zeit brauche ich um Nichts zu tun.
Einfach Nein zu sagen und meine Zeit für mich zu beanspruchen, dass fällt mir schwer und ich muss mich immer wieder selbst ermahnen, um mein schlechtes Gewissen abzustellen. Sag einfach, dass du an dem Tag keine Zeit hast und nenne keinen Grund. Wenn jemand fragt, was du den machst, dann musst du ihm keinen detaillierten Tagesablauf geben. Es reicht zu sagen, dass wir unterwegs oder bei Freunden sind. Lässt der Jenige einfach nicht locker, dann muss ich mich nicht rechtfertigen und darf ihm das auch genau so sagen. Sachlich und ruhig aber schon deutlich. Viel zu häufig habe ich mich geärgert, wenn meine Zeit von anderen beansprucht wurde und ich selbst daraus keinen Nutzen hatte. Wenn jemand um einen Gefallen bittet, der für mich in Arbeit und Stress ausartet. Wenn mich jemand warten lässt, obwohl ich mich richtig beeilen musste, um zur vorgeschlagenen Zeit da zu sein. Wenn jemand, der häufiger einmal absagt, dann mit dem Satz kommt „Wir sehen uns nur noch so selten“. Ja Leute, weil ich von euch keinen Mehrwert habe und mich stattdessen mehr über die verlorene Zeit ärgere. Ich kann euch das aber nicht sagen. Wie sage ich dir, dass mich deine Themen kein Stück interessieren und ich einfach keinen Abend mit dir verbringen will um mir Sachen anzuhören, die mir piepegal sind? Wie sage ich dir, dass ich mich mit dir nicht mehr verabreden will, wenn du mich dann jedesmal warten lässt? Nein, ich zeige dir jetzt nicht meinen Kalender, damit wir einen Termin finden. Ich schlage dir gerne ein paar Tage vor aber diese müssen für mich passen. Da muss Luft sein zum Nichts tun. So ehrlich mit Menschen zu reden kann ich einfach nicht. Ich möchte niemanden verletzten. Ich mag euch menschlich alle! Es kann sehr schön sein, wenn wir uns spontan irgendwo sehen und eine Stunde miteinander reden. Mehr von meiner Zeit möchte ich aber nicht mit euch teilen, wenn es sich wie eine Einbahnstraße anfühlt und mir mehr Energie nimmt und mir nichts wertvolles zurück gibt. Vielleicht geht es euch mit mir ja genauso und auch ihr traut euch nicht so offen zu mir zu sein. Wir wollen niemanden verletzten und gehen Kompromisse ein. Verknappen unsere Zeit, sind gestresst, genervt und haben keinen Bock mehr. Ich möchte keine Zeit aufwenden für Leute, dir von mir mehr nehmen als geben.
Liebend Gerne! Dafür habe ich Zeit!
Ich liebe es meine Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir etwas zurück geben. Mit diesen Menschen möchte ich reden, ihnen zuhören und mit ihnen lachen. Neue Impulse und Ideen beflügeln mich und geben mir häufig frischen Schwung. In unseren Gesprächen bin ich mit großem Interesse und aus vollem Herzen dabei. Auf diese Zeit freue ich mich und merke auch danach, dass diese extrem wertvoll war. Diese Menschen möchte ich viel häufiger sehen und halte ihnen sogar schon Tage in meinem Kalender frei. Wir laufen uns über den Weg und vereinbaren unser nächstes Treffen mit einem großen Lächeln im Gesicht! Wenn ich Verabredungen mit einem Grinsen im Gesicht und Kribbeln im Bauch in meinen Kalender schreibe, dann wird das eine wertvolle Zeit! Es wird eine Bereicherung für mich und die Menschen, mit denen ich ganz intensiv und bewusst zusammen bin. Wir werden uns zuhören, Anteil nehmen und das Beisammensein ganz bewusst genießen. Dabei spielt es auch gar keine Rolle, ob wir uns alle paar Wochen oder nur zweimal im Jahr sehen. Aus vollem Herzen und mit großem Interesse werde ich für sie immer Zeit haben!
Ganz genau so ist es! Und wenn man einmal zu dieser Erkenntnis gelangt ist und sich dann auch noch traut, das umzusetzen, ist plötzlich alles deutlich angenehmer und entspannter 🙂
Liebe Grüße!
Es freut mich, dass du meine Ansicht teilst. Manchmal klappt die Umsetzung ganz gut aber dann gibt es Menschen und Situationen, da verleitet mich das schlechte Gewissen dazu, nicht auf meinen eigentlichen Wunsch zu hören. Daran werde ich auch noch arbeiten 🙂 Liebe Grüße zurück!