Meine ersten Schritte zum Minimalismus

Dem Begriff „Minimalismus“ begegnet man meiner Ansicht nach immer häufiger und ich konnte nicht anders, als mich etwas mehr damit zu beschäftigen. Die Idee von einem einfachen Leben und dem sich frei machen von nützen Dingen bis hin zu bewusstem und reduziertem Konsum fasziniert mich. Ich habe immer mehr das Gefühl bekommen, dass unser alltägliches Leben mit dem Zwang zum Konsum gefüllt wird. Es beginnt mit der klassischen Werbung im TV oder in Zeitschriften und hat besonders durch das Internet an Fahrt aufgenommen. Egal auf welcher Homepage man surft, ob man seine Emails mal checken möchte oder bei Amazon eine Bestellung aufgibt, an jeder Stelle erscheint Werbung. Früher war ich für mein Leben gerne in der Stadt unterwegs und habe kräftig eingekauft. Shoppen, sich durch die Shops wühlen und im Sale wieder ein unglaubliches Schnäppchen machen, das gehörte lange zu meinem Leben einfach dazu. Als ich dann mit meinem Blog gestartet bin und auch meiner modischen Seite eine Spielwiese eröffnen wollte kaufte ich gefühlt sinnlos alles auf, was ich irgendwie gut fand. Mein Kleiderschrank füllte sich so unglaublich schnell und nach recht kurzer Zeit reichte auch mein Schmuckkästchen nicht mehr aus.

Jeans – Levi’s 501 || Blazer – H&M || Shirt – Mango || Stiefel – Buffalo

Ich hatte alles was ich wollte und davon im Grunde viel zu viel. Mein Konsumverhalten wurde merklich von Schnelllebigkeit geprägt. Durch die Reizüberflutung anderer Blogs, Instagram und Pinterest verlor ich immer schneller meine Freude über die neugekauften Dingen, den da war ja noch was tolles! Zwar war ich mir irgendwie bewusst, dass ich einfach nicht mit meinen Einkäufen zufrieden bin, schob das aber eher darauf, dass mir noch so viele Dinge fehlen. Das perfekte weiße Top, der Oversized Kuschelpullover, die perfekten Ankel Boots, und und und. Diese Aufzählung kann ich noch beliebig weiterführen aber ihr versteht sicherlich worauf ich hinaus will. In meinem Kopf war da immer dieses schwarze Loch, das ich mit Kleidung vollstopfte um alle möglichen Styling Ideen umsetzten zu können. Heute gebe ich ehrlich zu, ich war dumm und mein Vorhaben einfach nie von Erfolg gekrönt! Mit dem Gedanken Brauch ich das oder will ich es nur haben? fing bei mir ein Umdenken an. Von Minimalismus hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig gehört.

Mein eigenes Kaufverhalten nervte mich. Durch das ständige Einkaufen und die Fülle an vermeintlichen Schnäppchen verlor ich nicht nur den Bezug zu der Menge, die sich neu in meinen Kleiderschrank verirrt hat sondern auch das Gefühl für den Wert, was in meinen Augen richtig mies ist. Ein Kleid für 6 Euro? Behalte ich mal, wer weiß ob ich es nicht doch mal brauchen kann! Wie ein Textilhamster! Ein Kleiderschrank voller „ich habe nichts anzuziehen“ war die Folge und einen wirklichen Stil konnte ich für mich auf diese Art auch nicht festlegen. Zwar versuchte ich mit neuen Looks auch immer mal meine Vorlieben zu erweitern, landete aber dann doch meist bei ähnlichen Kombinationen und den gleichen Farben. Mein erster Schritt zum Minimalismus begann damit, dass ich mir klar vor Augen geführt habe, wie mein Konsumverhalten ist und das ich damit nicht glücklich bin. Diese Einsicht war an sich nicht schwer für mich. Im Zweiten Schritt habe ich meinen Kleiderschrank auf den Kopf gestellt und sicherlich 30% direkt aussortiert. Erst wollte ich schreien, als ich all diese Klamotten sah, die ich mit meinem Geld gekauft habe und die ein so tristes Leben im Dunkeln verbrachten, mir Raum wegnahmen und nicht geliebt wurden. Ich schüttelte den Kopf über meine Fehlkäufe ich konnte nicht verstehen, wieso ich dieses und jenes Teil unbedingt haben wollte. Nach einer Weile stellte sich aber auch eine innere Zufriedenheit ein, ich ließ los! Ab dann begann mir das Ausmisten nicht nur Spaß zu machen sondern auch Ruhe zu schenken.

Tüte um Tüte füllte sich. Ich legte einen Teil auf die Seite um ihn an Freundinnen zu verschenken oder bei Kleiderkreisel zu verkaufen. Einige Tüten brachte ich direkt zum Kleidercontainer vom Roten Kreuz und einen Teil zu H&M. Mit jedem Stück, dass ich weggegeben habe fühlte ich mich befreiter. Alles in allem habe ich dafür mehrere Wochen gebraucht. Es fallen einem doch immer Stücke in die Hände, die man mag, die hübsch sind und die ich gerne getragen hätte. Also gab ich ihnen noch eine Chance aber nach einer Weile mussten auch sie gehen. Begonnen habe ich damit irgendwann im Frühling und mir ab diesem Moment auch sehr genau auf die Finger geschaut, wenn ich mal wieder den „Bestell“ Knopf gedrückt habe. Den alles Ausmisten bringt nichts, wenn man sein Kaufverhalten nicht ändert. Das war somit mein Dritter Schritt. Bewusster einkaufen! Lieber mal noch eine Nacht über den Einkaufswagen schlafen ehe man sorglos bestellt und sich dann genau überlegen, ob man das Teil braucht. Lässt es sich mit meinen anderen Kleidungsstücken kombinieren und passt es wirklich zu mir? Was sich total banal anhört ist der beste Weg, sich vor weiteren Lust- und Frustkäufen zu schützen. Natürlich wurde ich schwach und selbstverständlich haben es wieder ein paar Leichen in meinen Schrank geschafft, aber ich habe mich deutlich geändert! Allein schon die Monatsrechnung von H&M ist mein bester Beweis! Ein wundervoller Nebeneffekt von einem minimalistischen und bewussten Kaufverhalten ist der gesparte Geldbetrag. In meinem Fall fällt dieser höher aus, als ich es mich getraut habe anzunehmen. Erschrecken und wunderbar zugleich! Den jetzt füllt sich die Urlaubskasse so viel schneller und wer braucht schon die neuste It-Piece, wenn er neue Erinnerungen sammeln kann?

Morgens öffne ich nun meinen Schrank und freue mich wirklich über den Anblick! Dort hängen so viele Lieblingsteile und Kombinationsmöglichkeiten, in denen ich mich wohl fühle! Durch die Farben lassen sich so gut wie alle Teile miteinander kombinieren. Ich kann locker in die Kleiderstange fassen und habe so viel Platz, dass ich die Teile nicht aus dem Schrank zerren muss. Manchmal hatte ich die berechtigte Angst, dass die Außenwände von meinem Schrank nachgeben oder die Kleiderstange durchbricht. Das ist jetzt vorbei! Die Anzahl der übrig gebliebenen IKEA Kleiderbügel spricht Bände! Nicht nur meinen Kleiderschrank habe ich auf Herz und Nieren geprüft sondern den minimalistischen Ansatz auch auf meine Schuhe, Nagellacke und Make up angewendet. Ich bin noch nicht am Ziel aber für mich schon jetzt eine so unglaublich positive Entwicklung durchgemacht. Nach wie vor bummel ich gerne durch die Stadt, schaue mir Kleidung an und freue mich über Outfit Ideen. Aber ich kaufe viel weniger als früher und wenn dann nur nach reiflicher Überlegung. Ich möchte mehr Wert auf Qualität legen und lieber nur ein paar Teile mir zulegen, an denen ich dann lange Freude habe. Mit meinen Gedanken bin ich in bester Gesellschaft. Meine liebe Freundin Nadine hat sich auch so ihre Gedanken gemacht und versucht unter dem Motto Minimalismus – Oldies but Goldies nur noch Kleidung zu tragen, die älter als ein Jahr ist. Der perfekte Anlass um die alten Schätze aus dem Schrank zu holen und zu neuem Leben zu erwecken. Ich in super gespannt, wie es Nadine gelingen wird und finde ihre Idee wirklich klasse!

Kurz und knapp, wie ich mich an den Minimalismus herangewagt habe:

  1. Konsumverhalten ehrlich hinterfragen und verstehen
  2. Ausmisten, Ausmisten und noch mehr Ausmisten
  3. Bewusster einkaufen

Vielleicht interessiert ihr euch ja auch, für einen minimalistischen Lebensstil?
Ich kann euch wirklich nur empfehlen, sich mit der Idee auseinander zu setzten! Schaut euch Dokumentationen an und lest Bücher oder Blogs über Minimalismus. Es gibt ganz viel Information zu dem Thema, was auch schnell zu Verwirrung führen kann. Mir haben diese drei Schritte wirklich super geholfen da sie einfach wie simpel sind, direkt minimalistisch möchte ich sagen.

Lesenswerte Artikel:
Minimalismus – So funktioniert das minimalistische Leben!
Minimalismus: 3 Methoden für Einsteiger
25 Tipps, wie Du minimalistischer leben kannst

9 Kommentare

  1. Voll toll, was du schon alles geschafft hast! Ich hoffe, ich komme auch bald so weit. Mir geht das auch so mit dem Loch, dass ich meine mir fehlt was, damit mein Outfit rund ist. Hoffe das jetzt zu ändern. Gebe morgen auch ganz brav mein ZARA Packet zurück ?
    Bis morgen ?

    Nadine

    • Wir werden uns beide einfach gegenseitig etwas anfeuern, dann klappt das mit unseren Projekten ganz bestimmt! Drück dich

  2. Hallo Christine ,

    da hast Du aber einen ausführlichen und interessanten Artikel rausgehauen 🙂

    Minimalismus beschränkt sich für mich nicht nur auf Dinge, sondern auch auf Aufgaben, Gedanken, Wünsche, Beziehungen, Kontakte usw. Alles was man als Ballast empfindet (für jeden ist das etwas anderes), darf gehen. Von daher gibt es vielleicht noch einiges für Dich zu entdecken.

    Vielen Dank auch fürs Verlinken meiner 25 Minimalismus-Tipps. Es gibt übrigens noch drei weitere Artikel mit je 25 Tipps. Sie sind z. B. am Ende dieses Artikels verlinkt: http://www.einfachbewusst.de/2016/11/minimalismus-tipps/

    Einfach bewusste Grüße

    Christof

    • Hallo Christof!

      Danke für deinen Kommentar und die weiteren Tipps!
      Ich stehe noch ziemlich am Anfang und freue mich sehr darüber, dass du noch mehr Anregungen für mich hast. Meinen Kleiderschrank anzugehen und dort erstmals mit Minimalismus in Berührung zu kommen war für mich nahe liegend. Du hast natürlich vollkommen Recht, das es noch so viele mehr Bereiche gibt, in denen mit Minimalismus sein Leben anders gestalten kann.

      Liebe Grüße
      Christine

  3. Mit dem Thema beschäftige ich mich auch schon eine Zeit lang, aber nicht so bewusst, sondern eher, weil ich genervt bin von dem ganzen Überfluss und der ständigen Suche in irgendwelchen Shops, die mich am Ende nur Zeit kostet (und ab und an auch Geld). Besser ist wirklich, sich auf seine Lieblingsteile zu konzentrieren und bewusst zu entscheiden, wer dann neu „in die Familie“ im Kleiderschrank aufgenommen wird. Hast du eigentlich das Buch Magic Cleaning von Marie Kondo gelesen? Ich finde, dass es gerade am Anfang der Minimalismus Reise sehr unterstützend ist, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.

    Liebe Grüße
    Desirée

    • Hey Danke für dein Kommentar! Ich kann total verstehen, dass du genervt warst. Mit der Zeit habe ich auch eine solche Genervtheit verspürt und durch das Thema Minimalismus habe ich der Lösung dann einen Namen geben können. Danke auch für den Buchtipp mit Magic Cleaning. Ich habe bisher mir nur ein paar Bücher herausgesucht aber noch keines bisher gelesen. Nach zwei Wochen in den USA und Leben aus dem Koffer betrachte ich meinen Kleiderschrank noch skeptischer 🙂

  4. Vielen Dank für die guten Tipps. Hier noch ein schönes Zitat: „Heutzutage kaufen viele Leute mit dem Geld, das sie nicht haben, Sachen, die sie nicht brauchen, um damit Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen.“
    Ernst Bloch, Philosoph

    Schöne Grüsse aus Osnabrück

  5. Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Ich finde auch, dass es sehr wichtig ist, sich selber Gedanken darüber zu machen, was im eigenen Leben Platz haben soll. Das fängt bei uns schon beim wöchentlichen Einkauf an. Ich mag zum Beispiel keine Plastikverpackungen. Mir ist es viel lieber, im Unverpacktladen einzukaufen. Da nehme ich dann meine eigenen Taschen und Gläser mit, in die die Waren daran hineinkommen. Schade, dass es das noch nicht so oft gibt. Wir mussten in unserer Stadt sehr lange darauf warten, dass ein Unverpacktladen eröffnete. Jetzt bin ich viel entspannter beim Einkaufen, weil ich zuhause angekommen, keine Zeit für die Entsorgung von Verpackungsmaterialien verschwenden muss.
    Zum Thema Kleindung haben wir uns auch so unsere Gedanken gemacht. Es kommt hier schon einiges zusammen in einem vierköpfigen Familienhaushalt. Das Wäschewaschen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ständig müssen wir nach Farben und Materialien trennen, damit es separat gewaschen werden kann. Mittlerweile sind wir der Ansicht, dass es für ein minimalistische Leben, das wir bevorzugen, viel zeitsparender ist, Kleidungsstücke nur in einer Farbe zu kaufen. Und auch nur jene Stücke, die wir wirklich benötigen. Wir brauchen keine 5 Wintermäntel oder 10 Paar Schuhe. Alle müssen doch geputzt, gepflegt und aufgeräumt werden. Hier gilt für uns auch: Weniger ist mehr Zeit für wichtigere Dinge.
    Es tut so gut, wenig Balast im Leben mit sich zu schleppen. Es lebt sich einfach viel leichter, wenn man nicht zu viel besitzt. Denn jeder Besitz benötigt Zeit, Geld und Aufmerksamkeit. Wir finden es in unserer Familie viel wichtiger, Zeit für und miteinander zu haben. Der tägliche Alltag mit Job, Schule und Kindergarten raubt uns schon soviel unserer Lebenszeit, in der wir nicht zusammen sein können. Unsere Traumsituation wäre es deshalb, dass jeder von uns Erwachsenen nur halbtags arbeiten müsste. Das streben wir an und hoffen, es in Zukunft umsetzen zu können.
    Alles in allem ist ein minimalistischer Lebensstil für uns der beste Weg im Leben.

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