Den Frühlingsputz habe ich dieses Jahr bereits im Januar erledigt. Es war mir nach den Tagen im Krankenhaus und dem Gefühl der Ohnmacht irgendwie ein dringendes Bedürfnis, die Wohnung zu putzen, aufzuräumen und neu zu sortieren. Ich beschäftigte meine Hände, meinen Kopf und konnte Ordnung in meiner Umgebung schaffen, was sich positiv auf meine Gedanken und Gefühle ausgewirkt hat. Nach unseren Flitterwochen habe ich mich über meinen Kleiderschrank her gemacht. Ganz im Sinne von Funktion und Minimalismus gönnte ich mir anschließend ein paar neue Stücke für den Frühling und erfreue mich an alten Bekannten in meiner täglichen Garderobe. In den letzten Tagen habe ich eine neue Baustelle angefangen. Ordnung auf meinem Handy, Laptop und meinen Festplatten. Ich sortierte Bilder neu, löschte über 30 GB RAW Dateien, sortierte meine digitalen To Do Listen zusammen, deinstallierte ungenutzte Apps und mistete die Dateien auf meinem Laptop und in Google Drive aus. Einige Stunden habe ich mit dem zugebracht, was unter der Verschlagwortung „digital detox“ bekannt ist. Nicht nur in unseren Schränken und Schubladen sammeln sich Dinge an. Besonders im digitalen Bereich lohnt es sich regelmäßig aufzuräumen. Die Dateien, egal ob RAW, Word oder Excel, nehmen vermeintlich keinen Platz weg. Dann kauft man sich halt noch mal eine externe Festplatte, kostet ja nix! Verloren geht aber der Überblick und mal im Ernst, 30 Gigabeit Fotos habe ich GELÖSCHT! In den Papierkorb und entfernen.
Jeans, Cardigan und Bluse – H&M || Sneakers – Converse
Das ist eine ganze Menge an Bilder, die ich nie gebraucht hätte, die einfach schlecht waren oder doppelt. Besonders am Anfang habe ich viele Bilder mit unterschiedlichen Einstellungen gemacht. Bearbeitet habe ich dann davon eins und die übrigen einfach mal liegen lassen. Tut mir ja nicht weh! Mittlerweile bin ich recht sicher im Umgang mit meiner Canon und brauche daher keine „Sicherheitsfotos“ mit verschiedenen ISO und Belichtungszeiten. Im Großen und Ganzen kommen die Fotos genauso aus der Kamera, wie ich es mir vorgestellt habe und die Nachbearbeitung klappt dank meinen eigenen Presets richtig schnell. Ich kann also den Speicherplatz zurückgewinnen und alte Versuche löschen. Selbst bei den OOTD Bildern benötigen wir keine 93 Versuche mehr sondern sind nach knapp 20 Minuten und etwa 50 Bildern fertig. Davon bearbeite ich zwischen 10 bis 15 Stück für den Blog und Instagram, wovon noch einmal ein paar aussortiert werden. Die übrigen Bilder werde ich nie verwenden, also ab in die Tonne damit! Auch den Blog habe ich kräftig ausgemistet und neben einer Reihe alter Beiträge auch die dazugehörenden Bilder gelöscht. So schrumpft auch die Backup Datei in der Dropbox. Ein sehr willkommener Effekt, da ich diese bisher regelmäßig wegen dem beschränkten Speicherplatz auf die externe Festplatte ziehen muss.
Wir sind die Generation Smartphone. Immer erreichbar, auf dem Laufenden und bestens organisiert. Für alles gibt es eine App, die man unkompliziert installieren und verwenden kann. Dank Push Benachrichtigung und Spracherkennung kann man sich selbst wundervoll organisieren. Ich nutze neben einer digitalen To Do Liste auch einen Einkaufszettel App. Beide hängen inhaltlich für mich oft zusammen aber ich habe keine Variante gefunden, die beides für mich sinnhaft in einer App vereint. Aber zwei Apps wollte ich auch nicht mehr verwenden. So löschte ich den Einkaufszettel und integrierte diesen in meine To Do Liste. Eine App weniger auf meinem Smartphone und nur noch ein Ort, an dem ich meine To Dos und Einkäufe nach verfolge. Wenn ich schon in einen Blick auf die Apps werfe, dann schaue ich doch mal genauer hin. Brauche ich meine feedly App noch? Kann ich die Booking App nicht nur installieren, wenn ich tatsächlich für eine Reise nach Hotels suche? Und brauche ich wirklich 5 Apps zur Fotobearbeitung? Ich bearbeite die meisten Bilder direkt in Lightroom, weil es dort in meinen Workflow passt. Mir reicht also der Lightroom App auf dem Handy für die wenigen Ausnahmen. Alle meine Fotos sortiere ich sauber in Unterordner und ziehe diese auf meine externe Festplatte. Mein Smartphone verwende ich häufiger als Klopapier, deswegen sind für mich Ordnung und einen guten Überblick enorm wichtig.
Für mich hängt das alles mit Minimalismus zusammen und ich nehme mir bewusst Zeit, um neben den sichtbaren Dingen in meinem Leben auch meine digitale Welt in Ordnung zu halten. Die meisten Dateien entstehen bei mir ganz klar durch die Fotografie. Auch wenn ich mir überlege, welche Fotos ich mache und schon auf der Kamera selbst aussortiere, so sammelt sich doch sehr schnell eine ganze Datenmenge an. Vor ein paar Wochen durfte ich bei Phil die RAW Dateien von unserer Hochzeit kopieren. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Fotograf diese an seinen Auftraggeber herausgibt. Wir sind lange befreundet und Phil weiß genau, dass wir die Bilder nur für uns verwenden und ihn bei Veröffentlichung immer als Quelle nennen. Mein Problem war es, einen passenden Datenträger zu finden. Alles in Summe sind es fast 180 GB für unsere Hochzeit. Eine stolze Datenmenge! Für mich war das der perfekte Anstoß, meine alten Foto Ordner durchzugehen und unnötige RAW Dateien zu löschen. Dabei habe ich wundervolle Erinnerungen durchlebt und das eine oder andere Foto bewertet, bearbeitet noch einmal veröffentlicht oder in den Fundus für meinen Blog aufgenommen. Warum immer neuen Content produzieren, wenn ich schon passenden habe und auf diesen schnell zugreifen kann? Schlagworte und sprechende Dateinamen helfen sehr!
Nachdem mein Smartphone, meine externe Festplatte und meine Dateien bei Google Drive durchforstet, aussortiert und neu sortiert sind fühlt es sich in meinem Kopf noch ruhiger an. Ich weiß wo alles zu finden ist, egal ob es Fotos sind oder die Elster Unterlagen der letzten 5 Jahre. Für unseren Urlaub sind alle Reisedokumente zentral abgelegt und ich kann jederzeit mein Media Kit aus dem Hut zaubern. Besonders viel Ruhe und Freiheit bringt mir meine digitalte To Do Liste. Dank einer übersichtlichen Zuordnung und terminierten Push Benachrichtigungen kann ich To Dos planen und anschließend gedanklich aus meinem Kopf streichen. Es erscheint gezielt und von mir gesteuert eine Erinnerung mit einem Termin und dann wird das To Do in den meisten Fällen auch im Sinne von „Slice the elephant“ ohne Wenn und Aber von mir erledigt. Aber bis zu diesem Zeitpunkt kann es mir reichlich egal sein, was noch alles auf dem Zettel steht. Bisher habe ich auch noch nichts wichtiges vergessen und sollte das einmal passieren, dann geht die Welt nicht unter. Ich erziehe mich damit auch selbst im loslassen. Dieses Vorgehen bedeutet zwar etwas mehr Struktur als das schreiben einer einfachen Liste. Für mich wirkt es sich aber sehr positiv aus. Ich habe nur im Kopf und vor Augen, was ich wirklich machen muss und habe keine endlose Liste mehr vor Augen. Die digitale Welt auf den Kopf zu stellen und mich bei meinen To Dos steuern zu lassen passt für mich gut zu meiner Definition von Minimalismus.
Was denkt ihr über „digital detox“?