Endlich Feierabend! Mein Kopf schwirrt von einem produktiven Tag mit vielen Worten, Emails und einem Hochgefühl, wieder richtig was geschafft zu haben. Schnell nach Hause! Nach ein paar Erledigungen unterwegs warten noch ein paar Dinge im Haushalt und dann, ja dann kann ich endlich kreativ sein! Reiseberichte schreiben, Fotos vom letzten Ausflug bearbeiten und einen Beitrag aus meiner lange Liste an Ideen umsetzten. Nachdem zu Hause alle Dinge erledigt sind kochen wir etwas, essen zusammen und dann macht sich der Mann an seine Arbeit. Ich lege mich auf unser Sofa, greife nach meinem Handy und denke mir, mal schauen, was auf Instagram so los ist ehe ich mich an meine Themen mache. So schnell kann ich gar nicht schauen, wie ich in dieses Kaninchenloch namens „Insta Stories“ falle. Wer hat bitte an der Uhr gedreht? Zu erst finde ich es noch sehr anspornend mir den Content anderer Leute anzuschauen. Neue Ideen entstehen und ich lasse mich anstecken. Jetzt wäre der perfekte Moment, dass Handy aus der Hand zu legen und mich um meinen Kram zu kümmern. Diesen Moment verpasse ich leider of, viel zu oft. Was dann folgt ärgert mich immer wieder aufs neue. Ich scrolle also weiter, lasse Stories und Feeds vor meinem Auge vorbeiziehen und langsam packt mich dieses ganz komische Gefühl. Es beginnt schleichend und überrollt mich dann gerade zu. Aus Inspiration folgt Lähmung die sich dann in Unmut wandelt. Es lähmt mich zu sehen, was die anderen so alles geschafft haben. Welche tollen Erlebnisse sie in Bildern einfangen konnten und diese dann auch gleich perfekt präsentiert werden. Mit welcher Leichtigkeit Content scheinbar entsteht und wie rasend schnell er dann verfügbar ist. Wo ist dieses Wurmloch, das mich vom Erlebniss direkt zum perfekten Foto katapultiert und dabei noch Zeit für einen perfekten Kaffee mit Milchschaum erübrigt?
War ich zu Beginn noch Feuer und Flamme, erfreute mich an der Kreativität und der Schaffenskraft, so falle ich jetzt in ein großes Motivationsloch und bin nur noch genervt. Fiese Gedanken kommen auf. Mir ist sehr wohl klar, das Instagram nicht immer echt ist und das viele Instagrammer verdammt hart Arbeiten, um Leichtigkeit in ihren Beiträgen zu vermitteln. Dennoch bin ich genervt von dem Gefühl, bei diesem bunten Trubel nicht mithalten zu können. Im echten Leben habe ich nur eine bestimmte Anzahl an Urlaubstage und bin auch nicht bereit auf ein Gehalt zu verzichten, um frei zu nehmen und die Welt zu erkunden. Ich muss haushalten. Mit meiner Zeit, meinem Geld und meiner Energie. Früher hat mich Instagram sehr häufig inspiriert und ein Feuer entfacht. Heute erstickt es viel zu oft im Keim schon meine Muse. Ist es meine Schuld? Ist es die Schuld von Instagram oder einem Algorithmus? Sind die ganzen Menschen schuld, die immer nur die perfekte Inszenierung präsentieren? Ist meine Vorliebe für schöne Fotos schuld? Ich glaube es sind am Ende ganz viele Auslöser. Dadurch wird es ziemlich schwer, die Wurzel des ganzen Übels zu packen.
In den letzten Tagen habe ich bewusster in mich hineingehört. Wann nutze in Instagram und wann wird aus dem positiven Gefühl ein negatives? Eigentlich ist Instagram für mich zu dem geworden, was das Rauchen und Zigaretten gewesen sind. Erst cool und eine gute Gelegenheit, sich mit neuen Menschen bei einer Zigarette schnell zu unterhalten. Eine Pause im stressigen Alltag oder ein Zeitvertreib, bis die S-Bahn endlich kommt oder der Stau zu ende ist. Irgendwann wurde aus dem gemütlichen Rauchen bei Kaffee und Plauderei mit einer guten Freundin etwas nerviges. Immer Geld, Feuerzeug und Zigaretten in der Tasche zu haben, täglich zur Tankstelle zu fahren und morgens auf dem Weg vom Club noch irgendwo einen Zigaretten Automaten finden zu müssen. Ich war nur noch genervt. Die Entscheidung das Rauchen aufzugeben ist mir leicht gefallen. Sehr leicht sogar. Im Oktober 2011 habe ich die letzte Zigarette geraucht und mich befreit von diesem negativen Gefühl. Heute denke ich ab und an wirklich darüber nach, meinen Konsum von Instagram zu reduzieren. Ähnlich wie beim Rauchen schwirren mir nämlich dabei Gedanken durch den Kopf wie: „Nimm die Kamera mit, du könntest ein tolles Foto einfangen“, „schau noch mal deine Festplatte durch, du brauchst Fotos für Instagram“ oder „bald ist wieder Winter und das Licht am Abend nicht mehr ausreichen zum fotografieren“. Ist das echt mein Ernst?
Instagram war neben dem Blog für mich eine schöne Möglichkeit, meinen Fotos einen Platz zu geben, Erlebnisse zu teilen und den schnellen Austausch zu haben. Mit der Zeit wurden meine Bilder besser und mein Anspruch ist gestiegen. Eine sehr schöne Entwicklung in meinen Augen. Solange ich mich auch nur darauf konzentriere ist alles super. Sobald ich dann aber in dem Kaninchenloch verschwinden und meine Zeit damit verschwende, mir Content anzuschauen, der mich lähmt, dann muss sich in meinem Kopf etwas ändern. Umdenken und Digital Detox! Weniger Instagram und mehr machen. Meiner Ansicht nach muss ich meine Kreativität retten indem ich weniger von anderen konsumiere. Der eigene Elefant auf der To Do Liste und die eigene Kreativität, aus der ich Kraft und Freude schöpfe. Diesen Weg möchte ich weiterverfolgen. Es ist gar nicht schlimm, wenn ich weniger auf Instagram bin oder Follower verliere. Meine Zeit muss ich mit Freude verbringen und darauf Kraft, Lebenslust und Neugierde herausziehen.
Könnt ihr meinen Gedanken folgen?