Mum + Dad = Me

Die ersten Menschen in unserem Leben sind unsere Eltern. Da sind Mama und Papa. Die sind immer da, bringen dich ins Bett, wecken dich morgens, kochen für dich und halten den Laden am laufen. Für mich als Kind war es natürlich selbstverständlich, dass jeden Tag für die Mahlzeiten gesorgt wurde und ich mit gleich zwei Schoppenflaschen Kaba eingeschlafen bin. Bald hatte ich auch eine Schwester an meiner Seite und gemeinsam wurden wir groß. Wenn sie krank war und Brei bekam, dann wollte ich den auch. Wenn ich länger aufbleiben durfte, wollte sie einfach nicht ins Bett. Lange Zeit bestand mein Universum nur aus diesen Menschen. Familie wie Oma, Opa, Tanten, Onkels und deren Kinder, Kindergartenfreunde, Mitschüler, Freundinnen und Kumpels, das kam alles später hinzu. Nur diese kleine Familie, die aus uns vier Personen besteht, die prägte mich natürlich als erstes und nachhaltig mein ganzes Leben. Wie selbstverständlich kümmerte sich Mama um die notwendigen Bücher für die Schule, Papa ging arbeiten und jeden Monat bekam jede von uns ihr Taschengeld. Wir spielten, stritten, tobten und hatten unglaublich viele Wünsche und Ideen, die wir dann bei versuchten bei unseren Eltern irgendwie zu abzuschwatzen.

Der Wunschzettel zu Weihnachten war in Lichtgeschwindigkeit voll und die Freude groß, wenn dann vieles auch vom Christkind gebracht wurde. Was es meine Eltern gekostet haben muss mit einem Gehalt ein Haus abzubezahlen, dabei zwei Kinder groß zu ziehen und auch immer noch Urlaube für die Familie zu ermöglichen, das kann ich mir nach wie vor nicht vorstellen! Welchen Druck muss mein Papa gehabt haben, jeden Tag zur Arbeit gehen zu müssen, sich durchzubeißen und das Geld nach Hause zu bringen. Wie sehr sich meine Mama zwischen allen Fronten aufgerieben hat um alles unter einen Hut zu bringen und dennoch etwas Zeit für sich am Abend zu haben. Ich kann es heute noch nicht verstehen, woher die Beiden diese Kraft genommen haben. Mittlerweile würde ich schon sagen, ich bin in vielem Erwachsen. Ich kümmere mich um fast alle Dinge nun selbst, was mit meinem Auszug in meine eigene Wohnung begonnen hat. Dennoch entdecke ich an vielen Stellen das Kind in mir. Da ruft jemand von meiner Versicherung an und ich kann nur daran denken, dass mir Mama da helfen muss. Früher war ich bei jeder Reparatur in meiner Wohnung froh um meinen handwerklich begabten Papa. Wie abhängig ich in vielen Dingen von meinen Eltern war und bin, weil diese einfach alles im Hintergrund am Laufen gehalten haben, das merke ich immer wieder und es ergreift mich merklich mehr und mehr die Ehrfurcht, wie unglaublich gut die zwei es gemacht haben. Es hat uns nie an irgendetwas gefehlt!

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Viele unserer Wünsche wurden erfüllt und manche zurecht verweigert. Wir mussten für ein paar Dinge lange und hart argumentieren aber ein Nein war auch mal ein Nein. Unsere Eltern haben uns bei allem unterstützt, wir durften Hobbies anfangen aber auch wieder an den Nagel hängen. Wenn ich nur mal überlege, das ich von Reiten über Tennis und Snowboarden bis hin zu Tauchen wirklich so gut wie jede sportliche Idee austesten durfte, das ist echt nicht selbstverständlich! Für mich steht immer eine Tür offen und im aller schlimmsten Notfall, wäre auch ein Bett für mich da. Ich könnte jederzeit zurück und würde mit offenen Armen aufgenommen werden. Meine Schwester erfährt Unterstützung bei ihrem Studium und auch das ist nicht in allen Familien gegeben. Wie kann man seinen Eltern für das alles jemals Danken? Ich weiß es schlicht nicht. Mit den Jahren die nun schon seid meinem Sprung in mein Leben abseits meines Elternhauses vergangen sind bin ich gewachsen und mit der Entfernung bin ich immer sprachloser über die Kraft meiner Eltern. Welchen Stress und Druck haben die zwei geschultert? Wenn ich den Blick zurück werfe, dann verstehe ich oft die schlechte Laune oder das konsequente abschmettern von Ideen, um einfach mal einen Sonntag nichts zu machen. Ja meine Armbrust liegt noch immer auf der Werkbank von Papa und wartet auf ihre Fertigstellung. Aber da man Sonntags ja nicht arbeiten darf und er da eigentlich Zeit hätte, wird sie auf ewig in der Werkstatt bleiben und traurig verstauben.

Ich merke auch beim schreiben wie unglaublich schwer es ist, meine Gefühle richtig auszudrücken. Mama und Papa haben mich groß gemacht. Sie haben mir so viel auf den Weg mitgegeben und mir immer den Rücken freigehalten. Sie haben aber auch Leistungen eingefordert und mich in der Schule angehalten, einen guten Abschluss zu machen. Wären Sie an der Stelle weniger konsequent gewesen, dann hätte ich definitiv nicht eine so grandiose Lebensgrundlage mit den finanziellen Möglichkeiten, wundervolle Urlaube zu verbringen und mir so einiges gönnen zu können. Dennoch haben Sie mich bescheiden und empathisch gemacht. Ich haben einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, einen feinen moralischen Kompass und schneide mir damit zwar in manchen Situationen selbst ins Fleisch anstatt anzugreifen aber hey, ich kann mich jeden Tag im Spiegel anschauen und mir absoluter Überzeugung sagen, dass ich nun mal ich bin und das ist gut so. Mama und Papa haben aus mir einen richtig feinen Menschen gemacht! Lange Zeit konnte ich das selbst nicht wirklich sehen. Mit dem Blick in meinen Freundeskreis, die Nachrichten die mich erreichen und wie viele Leute hinter mir stehen und mich auffangen, den vielen Momenten und grandiosen Erlebnissen in den vergangen Jahren, die sprechen eine eindeutige Sprache.

Den richtigen Menschen für mein Herz und mein Leben zu finden, auch das verdanke ich sicherlich meinen Eltern. Mit Pabschd habe ich jemanden zum lieben, reden, lachen und Quatsch machen gefunden, der nicht zurückschreckt, wenn ich mal neben mir stehe. Das wir nun seid über sieben Jahren eine wirklich glückliche Beziehung führen ist der beste Beweis, dass aus mir ein guter Mensch geworden ist. Unsere Hochzeit war einer der Momente, in denen ich das Glück nicht fassen konnte und überwältigt war von der Liebe, in die wir beide eingebettet sind. Das unsere Hochzeit auch für unsere Eltern ein wichtiger Tag werden würde, das war mir zwar irgendwie klar aber ich hatte ja keine Vorstellung wie wichtig! Meine Mama fieberte dem Tag heiß entgegen und sammelte ihre Kräfte. Lange hatten Sie und ich etwas Angst, dass es ihr nicht gut genug gehen würde, um den ganzen Tag mit uns zu feiern. Sie hatte Kraft und davon reichlich! Bis nachts tanzte Sie mit uns ausgelassen und fröhlich durch die Nacht. An dieser Stelle denke ich mal ganz fest an meine Schwester. Manu, du weißt warum ❤ Mein Papa hat mich aus den Socken gehauen. Mit ihm zusammen wollte ich ins Standesamt gehen und ihm diesen ganz besonderen Moment nur für uns Beide schenken. Wie er da vor mir stand, mit Glückstränen in den Augen und einem Lachen über das ganze Gesicht, mir steigen bei der Erinnerung wieder die Tränen in die Augen!!!!!

Ein klein wenig habe ich das Gefühl, Mama und Papa an dem Tag etwas zurück gegeben zu haben. Der Mensch der ich geworden bin, der ist absolut fein und in Ordnung! Ich habe Macken und Kanten an den richtigen Stellen und ein unglaublich großes Herz am richtigen Fleck. Dafür bin ich euch unendlich Dankbar, den nur deswegen habe ich den richtigen Mann an meiner Seite, einen Freundeskreis der fetzt und ein grandioses Leben, welches ich mit vielen schönen Momenten, Glück, Liebe, überwältigenden Erlebnissen und Erinnerungen füllen werde!

7 Kommentare

  1. Oh Mann, ich hatte beim Lesen jetzt tatsächlich Tränen in den Augen. Der Text hat mich unfassbar berührt. Ich kann jeden Gedanken und jede Emotion, die du dabei hattest nachempfinden. Ich bin meinen Eltern auch soooo unfassbar dankbar und frage mich auch so oft, wie ich ihnen das jemals danken soll. Solche Eltern zu haben, ist alles andere als selbstverständlich. Ich beneide jeden Menschen, der sein Leben so wunderbar auf die Reihe bekommt.

    LG
    Tina

    • Danke für deine liebevolle Rückmeldung! Es ehrt mich sehr, dass du dich auch so wiederfindest in meinen Worten <3

  2. Meine Christine, ich bin zu tiefst berührt über deine Worte und sehr stolz, deine Mum zu sein. Du hast mich heute trotz Tränen in den Augen auch zum Lachen gebracht. Danke dafür und lass uns weiterhin positiv in die Zukunft sehen. Deine MUM

  3. das nächste Mal schauen, dass ich allein irgendwo sitze bevor ich deine Artikel lese. So schön! Mir kamen auch sofort die Tränen.
    Ich habe auch noch nicht genau rausgefunden, wie ich meinen Eltern danken kann für alles was sie für mich getan haben!
    Super schön geschrieben.
    Fühl dich gedrückt.

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