Ich liege von der Grippe komplett abgeräumt in meinem Bett und starre die Schlafzimmerdecke an. Eigentlich möchte ich schlafen. Irgendwie bin ich nicht müde genug aber reichlich erschöpft. Dieser Zustand belastet mich schon ein paar Tage. Wer viel Schlaf findet, der kommt auch schneller auf die Beine und schöpft neue Kraft. Dieser Schlaf bleibt mir leider schon viel zu lange verwehrt. Ein weiterer Hustenanfall schüttelt mich durch und ich greife zu meinen Tropfen, um den Husten für die Nacht in den Griff zu bekommen. Mein Blick fällt auf mein Handy und das blinkende Licht für eine neue Nachricht. Ich habe gerade keinen Kopf für soziale Kontakte und ignoriere das Blinken. Nachdem ich mir 25 sehr bittere Tropfen verabreicht habe greife ich nach meinem Kindle und fange an zu lesen, bis mir irgendwann die Augen zufallen. Endlich kann ich schlafen!
Cardigan – H&M || Jeans – Levi’s 501 || Pullover – Mango
Halskette – KULØR || Sneakers – Nike Air
Mein Mann steht am Freitag morgen auf und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Ich drehe mich noch einmal im Bett herum, schnappe mir seine Bettdecke und kuschel mich noch einmal richtig ein. Es gibt für mich keinen Grund aufzustehen, da mache ich mir es lieber noch mal so richtig muggelig. Das ist im Moment sowieso die einzige Beschäftigung für mich und mein Lieblingswort. Wer braucht schon das neumodische „Hygge“, wenn er es sich mit einer Bettdecke und 5 Litern Kamillen Tee muggelig machen kann? Ein weitere Grund das Bett noch nicht zu verlassen ist der morgendliche Hustenlöser. Aufgelöst in einem großen Glas Wasser soll ich ihn morgens zu mir nehmen und anschließend huste ich mir wieder gefühlt die Seele aus dem Leib. Das ist einfach nicht schön und mit der Zeit fühlt sich mein Hals schon an, als würde ein Messer darin stecken. Schlafen kann ich aber auch nicht mehr und liege eingepackt in zwei Bettdecken da und überlege, was ich im liegen noch machen kann. Schon in den letzten Tagen habe ich es geschafft, so gut wie alle Insta Stories von meinen Abos zu schauen, das ist doch mal eine echte Leistung! Ich greife also nach meinem Handy und sehe wieder dieses Blinken. Stimmt ja, da war doch was!
Es ist eine Nachricht von Julia was mich gleich richtig freut! „Süße, bist du gerade online?“ Gleich plagt mich das schlechte Gewissen, dass ich am Abend keinen Nerv für mein Handy hatte. Was ich dann lese jagt mir ein solches Glücksgefühl durch den Körper und ich sitze sofort aufrecht im Bett! „Ja, Ja, Ja“ und „Oooohh wie geil!!!“ geht mir durch den Kopf und ich verspreche ihr, gleich am Montag eine Antwort zu geben, den ich muss da erst noch etwas abklären. Mein ganzer Körper ist aufgeladen und das Glück strömt durch mich, wie ein elektirischer Strom. Ich bin richtig aufgedreht, schreibe noch etwas mit Julia und wünsche mir ganz heimlich, das schnell Montag ist und ich weiß, ob unser Plan aufgeht. Glücklich steige ich aus meiner Bettdeckenburg und gönne mir ein Glas Hustenlöser. Ein eiskalter Ouzo wäre mir ehrlich gesagt lieber!
Der Montag kam und ich drückte mir selbst ganz fest die Daumen. Mit reichlich schlechtem Gewissen klärte ich ab, ob ich noch einmal spontan ein paar Urlaubstage nehmen kann. Bisher glänze ich in diesem Jahr hauptsächlich mit Abwesenheit durch Flitterwochen, Fasching und Grippe. Da war es mir ehrlich sehr unangenehm, bei meiner Vertretung gleich wieder ihre Unterstützung anzufragen. Aber Kathy ist einfach die beste Kollegin und antwortet nur „Mach das, gar kein Problem!“. Ich drücke Sie noch mal ganz lange und fest. Was eine geile Aktion von ihr! Kurz darauf telefoniere ich mit Julia und schicke meinen Urlaubsantrag weg. Ich bin ein verdammter Glückspilz! Gerade in den letzten Wochen sind es diese Momente, aus denen ich so viel Kraft und Liebe ziehe! In Gedanken packe ich meinen Koffer und möchte meiner Mama von unseren Plänen berichten. Dann trifft es mich wie ein Schlag und ich weine zwei Stunden lang. Meine Mama hätte sich so wahnsinnig für mich gefreut und würde mir tausend Löcher in den Bauch fragen. Jetzt habe ich nicht mehr die Chance ihr zu berichten, was ich bald erleben werde. Diese Erkenntnis reißt eine Wunde in mein Herz und ich weine hemmungslos. Am nächsten Tag habe ich mich wieder gefangen und das Glücksgefühl ist wieder zurück. Die Vorfreude kribbelt in meinen Finger, als ich diese Worte niederschreibe und ich freue mich wie ein kleines Kind! Was habe ich ein Glück!
Süße, du bist die Allerbeste! Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich auf die Tour mit dir freue. Wir machen uns eine richtig tolle Zeit und vor allem trinken wir ein Sektchen in der Sonne auf deine liebe Mama.
Es zerreißt mir das Herz, von deinem Schmerz zu lesen und ich wünsche, ich könnte sagen „Alles wird wieder gut,“ aber so ein dummer Spruch zählt in deinem Fall nicht. Ich sage lieber gar nichts und bin stattdessen in Gedanken ganz nah bei dir. Deine Julia